ARTE Re:portagen
Weitere Infos zu den einzelnen Folgen weiter unten:
1. Wettlauf gegen die Zeit
2. Die Klimaaussteiger
3. Ramadan in Europa
4. Wir halten die Stellung
5. Aufbruch in Belarus
6. Beruf Minenräumer
Wettlauf gegen die Zeit -
Minenräumerinnen in der Ukraine
Reportage / 32 Minuten / ARTE ZDF / 2022
Sie sehen oft harmlos aus – und sind doch eine tödliche Gefahr. Nicht explodierte Kampfmittelrückstände, Minen und Sprengfallen stellen seit der großangelegten russischen Invasion in vielen Regionen der Ukraine eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung dar.
Trotz des anhaltenden Beschusses arbeiten junge Ukrainer-innen wie Olena Tschisch als humanitäre Minenräumerinnen weiter. Unter Einsatz ihres Lebens versuchen sie in akribischer Arbeit, Straßen und wichtige Infrastruktur-Punkte von Kampfmittelrückständen und Minen zu säubern.
Die verschmutzten Flächen genau zu lokalisieren, das hat sich Tetiana Welschina zur Aufgabe gemacht. Systematisch fährt die junge Frau mit ihrem Team die verseuchten Gebiete ab, sucht nach Hinweisen und befragt auch Zeugen vor Ort. Sie muss wissen, wo die russischen Einheiten langgefahren sind und wo es schweren Beschuss gab, oder wo es bereits zu Minenunfällen gekommen ist.
Wie wichtig die Arbeit der Minenräumerinnen ist, zeigt das Schicksal der 23-jährigen Krankenschwester Oksana Balandina. Die Krankenschwester aus der ukrainischen Stadt Lyssychansk hat auf dem Heimweg durch die Explosion einer Mine beide Beine verloren. Auch wenn der Alltag extrem schwierig geworden ist: Oksana hat ihren Lebensmut nicht verloren. Jeden Tag arbeitet sie daran, mit Hilfe von Prothesen wieder laufen zu lernen. Derzeit ist sie zur Behandlung in Hamburg und teilt in den sozialen Medien ihre Fortschritte. Sie möchte vor allem in ihrer Heimat anderen Menschen, die ein ähnliches Schicksal erleiden mussten, Mut machen. Genaue Zahlen, wie viele zivile Opfer es allein seit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine durch Kampfmittelrückstände oder Minen gibt, sind derzeit schwer zu ermitteln.
Autorin: Juliane Tutein
Kamera: William Dubas
Editorin: Anke Wiesenthal
Produktion: studio.tv.film
Redaktion: Susanne Mertens ZDF/ARTE
Die Klimaaussteiger -
Leben ohne Strom und Wasser
Reportage / 32 Minuten / ARTE ZDF / 2021
Weniger Konsum, mehr Freizeit und ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck - Familien in Großbritannien brechen dafür radikal mit ihrem Wohlstandsleben. Ob allein auf einer Insel oder im ländlichen Raum in Wales, mit ihrem Lebensmodell wollen sie den Klima-Kollaps verhindern und so anderen zum Beispiel werden.
Der Wunsch nach einem ökologischen Wandel hat Roc Sandford zu einem Leben auf der schottischen Insel Gometra bewogen. Roc ist Millionär. Trotzdem lebt er nur mit dem Nötigsten auf der Insel, die er vor 30 Jahren gekauft hat, um seinen vier Kindern ein Aufwachsen mit der Natur zu ermöglichen. Die sind mittlerweile erwachsen und leben nicht mehr auf Gometra. Tochter Savannah wohnt mittlerweile in der Metropole London und versucht, dort ein CO2-neutrales Leben zu führen. Auch Matthew und Charis mit ihren beiden Kindern Elsa und Billy haben sich für ein Aussteiger-Leben ohne fließend Wasser und Strom entschieden. Die Familie lebt in Wales - und zwar fast vollkommen autark. Vor dem Ausstieg arbeiteten Matthew und Charis beide als Tierärzte. Sie kündigten ihre Jobs, um der Spirale von Zeitdruck und Konsum zu entkommen und mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
Roc Sandford ist auf seiner Insel immerhin per Mail erreichbar. Ein Solarpanel erzeugt etwas Elektrizität für das Handy. Eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank gibt es aber nicht. Er ist davon überzeugt, dass die Welt am Rand des Abgrundes der Klimakatastrophe steht. Dass sich die Natur radikal verändert, kann er auf seiner Insel und in der Umgebung beobachten: Viele nistende Vögel sind verschwunden, die Fischbestände haben dramatisch abgenommen. Von seiner Insel aus hilft er bei der Organisation von Demonstrationen in London und hat eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten mitbegründet. Nur etwa zwei Mal im Jahr verlässt er Gometra für wichtige Treffen und Besorgungen.
Autorin: Juliane Tutein
Kamera: Steffen Bohnert
Editor: Jochen-Carl Müller
Produktion: ECO Media
Redaktion: Frederic Ulferts ZDF/ARTE
Ramadan in Europa -
Fasten, beten, Abstand halten
Reportage / 32 Minuten / ARTE ZDF / 2021
Millionen Muslime in Europa begehen jedes Jahr den Fastenmonat Ramadan.
Doch bereits zum zweiten Mal kann das Fasten aufgrund von Corona vielerorts nicht wie sonst begangen werden. Wie hat die Pandemie das Leben von Muslimen verändert? ARTE begleitet Gläubige aus Deutschland, Frankreich und der Türkei.
Jasmine und ihr Mann Said verbringen das abendliche Fastenbrechen in Karlsruhe eigentlich immer im großen Kreis mit Freunden oder der Gemeinde. Weil das wegen der Corona-Regeln nicht erlaubt ist, bleibt das Ehepaar nun allein. Noch vor Sonnenaufgang stehen die beiden auf, beten, essen eine Kleinigkeit und trinken vor allem etwas - es ist das letzte Mal bis zum späten Abend. Said führt ein syrisches Restaurant in der Innenstadt und ist den ganzen Tag von Speisen und Düften umgeben. Zugreifen darf er während des Ramadans aber nicht. Trotz Corona soll möglichst viel beim Alten bleiben: Sie bereiten kleine Süßigkeiten für ihre Nachbarn zu und sammeln Gelder für die Tafeln, denn: Ramadan ist auch der Monat der Nächstenliebe und der guten Taten.
Istanbul ist der Corona-Hotspot der Türkei. Im Ramadan herrscht eine strikte Ausgangssperre, nur Einkaufen ist erlaubt. Osman Gökrem ist Imam einer kleinen Moschee in der Innenstadt. Trotz Pandemie versucht er, weiter Obdachlosen zu helfen. Die Corona-Krise hat viele in Istanbul in wirtschaftliche Not gestürzt.
Yasmine ist in Algier geboren, gläubige Muslima und studiert seit vier Jahren in Paris französische Literatur. Doch seit über einem Jahr ist wegen der Covid-Krise der normale Uni-Betrieb ausgesetzt. Für den Ramadan hatte sie eine Idee: In einer belebten Straße im Osten der Stadt eröffnete sie einen Pop-up-Store für algerische Backspezialitäten. Zwar wird im Ramadan tagsüber gefastet, doch nachts darf schlemmen, wer möchte. Mitten im Ramadan hat Yasmine alle Hände voll zu tun.
Autor:innen: Juliane Tutein, Lorenz Findeisen, Thomas Büsch, Sabine Küper-Büsch
Kamera: Steffen Bohnert, u.w.
Editor: Jochen-Carl Müller
Produktion: ECO Media
Redaktion: ZDF/ARTE
Wir halten die Stellung -
Der Corona-Winter in Europa
Reportage / 32 Minuten / ARTE ZDF / 2021
Die zweite Corona-Welle hat Europa im Griff. Trotz Kontaktbeschränkungen und Lockdowns halten viele dort die Stellung, wo es nicht anders geht, weil der Laden weiterlaufen muss. In vier Ländern schildern Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven, wie sie die zweite Welle erleben und was besonders schwierig ist. Aber auch, was sie motiviert und woraus sie Hoffnung schöpfen.
In Belarus gehen die Menschen seit Monaten für Freiheit auf die Straße. Das bestimmende Thema sind die Proteste gegen Präsident Lukaschenko. Die zweite Welle der Pandemie ist aber auch hier angekommen. Nationale Gegenmaßnahmen gibt es kaum. Eine Frau aus Minsk, die wegen ihres Alters zur Risikogruppe zählt, ist auf ihre Datscha gezogen, um dort den Winter zu verbringen. Das Ansteckungsrisiko in der Großstadt war ihr zu hoch.
In Istanbul gefährden die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ein Wahrzeichen der Stadt: die Straßentiere. Ausgangsbeschränkungen machen es Tierliebhabern schwer, die ca. 300.000 Katzen und Hunde zu füttern. Weil Restaurants schließen mussten, bleiben Essensreste für die Tiere aus. Die Mitarbeiter des Tierschutzvereins Huysuz İhtiyar kochen trotz aller Widrigkeiten Futter für herrenlose Hunde.
Almería in Südspanien wird auch „Europas Garten“ genannt. In riesigen Gewächshausanlagen wird Obst und Gemüse für die Supermärkte des Kontinents produziert. Die ohnehin schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen der Erntearbeiter verschärfen sich durch Corona noch. Andere Infektionskrankheiten waren schon vor der Pandemie ein Problem. Der Arzt Wladimir Morante von der NGO Médicos del Mundo versucht mit anderen Freiwilligen, die medizinische Grundversorgung für die Arbeiter sicherzustellen.
Das 5-Sterne-Hotel De Russie in Rom darf im Corona-Winter 2020/2021 kaum ausländische Gäste beherbergen. Ein langjähriger Hotelangestellter kümmert sich um die Zimmer und den Empfang der wenigen verbliebenen Gäste und zeigt, wie anders das Arbeiten in dem Luxushotel durch Corona geworden ist.
Autor:innen: Juliane Tutein, Chiara Sambucchi, Kristina Karasu, Jochen Bartelt
Kamera: Siarhei Kavaliou, u.w.
Editor: Sascha Zimmermann
Produktion: ECO Media
Redaktion: Frederic Ulferts ZDF/ARTE
Aufbruch in Belarus -
jung, mutig, demokratisch
Reportage / 32 Minuten / ARTE ZDF / 2020
Belarus im Ausnahmezustand: In der letzten Diktatur Europas kämpft die Zivilbevölkerung um ihre Freiheit. Die Reportage begleitet junge AktivistInnen bereits im Vorfeld der Präsidentschaftswahl, dokumentiert Eindrücke vor und nach dem Wahltag und wird Zeuge, mit wie viel Mut sich Menschen für Wandel in ihrem Land einsetzen und mit welcher Brutalität das Regime dagegen vorgeht.
Alexander Lukaschenko regiert seit 26 Jahren autoritär und repressiv das Land. Es existiert keine unabhängige Justiz, Oppositionelle leben gefährlich, kritische Journalisten ebenso. Doch trotz jahrzehntelanger Repressionen ist eine junge Generation Belarussen herangewachsen, die mehr Freiheit und Rechte will: Piotr ist 25 Jahre alt und versucht schon seit 10 Jahren, auf Missstände in seinem Heimatland aufmerksam zu machen und sie zu verbessern – für sein politisches Engagement saß er bereits mehrfach im Gefängnis. Vor den Parlamentswahlen 2019 gründete er eine politische Initiative mit, um die Belange der Jugend stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.
Ales hingegen hatte wie viele junge Belarussen eine Zeitlang seine Heimat verlassen, um anderswo ein freieres Leben führen zu können.
Doch er ist wieder nach Belarus zurückgekehrt: Ales ist eine Art Pionier einer neuen Landbewegung, in der junge Familien wieder aufs Dorf ziehen. Weit weg vom Arm der Diktatur, können sie hier ihren Alltag weitgehend selbstbestimmt gestalten. Mit der internationalen Gemeinschaft sind sie digital dennoch aufs Beste vernetzt, viele arbeiten als Programmierer oder wie Ales und seine Frau als Journalisten und Grafikdesigner.
Lukaschenkos autoritäre Herrschaft hat Risse bekommen: durch die neue Oppositionsbewegung, die aus der Mitte der Gesellschaft entsteht, haben Ales und Piotr wieder Hoffnung geschöpft, dass der Wandel in Belarus unaufhaltsam ist.
Autorin: Juliane Tutein
Kamera: Feline Gerhardt, Siarhei Kavaliou
Editor: Volker Gehrke
Produktion: Corso Film
Redaktion: Susanne Mertens ZDF/ARTE
Beruf Minenräumer -
Die Ukraine und ihr Kriegserbe
Reportage / 32 Minuten / ARTE ZDF / 2019
Minen und Blindgänger mitten in Europa: Alltag für junge Ukrainer, die in akribischer und gefährlicher Arbeit die Böden von Blindgängern, Sprengfallen und Minen befreien. Denn seit Beginn des Ukraine-Kriegs 2014 bedrohen in der Erde verborgene Kampfmittel das Leben der Menschen im Osten der Ukraine.
Im Ukraine-Konflikt sind bisher 13.000 Menschen gestorben. Allein 2000 Menschen wurden im Osten des Landes durch Minen oder nicht explodierte Kampfmittelrückstände getötet oder schwer verletzt. Weltweit ist die Ukraine heute auf dem 5. Platz der Länder, in denen es die meisten Unfälle mit Minen und Blindgängern gibt. Junge Ukrainer versuchen daher in akribischer und gefährlicher Arbeit die Böden in der Ostukraine wieder zu säubern. Jelena Tschisch ist eigentlich studierte Juristin, doch seit zwei Jahren arbeitet sie als Minenräumerin für die Danish Demining Group. Zusammen mit ihren Kollegen säubert sie sechs Tage die Woche händisch die Böden, um den Menschen ihre Bewegungsfreiheit wiederzugeben und ein sicheres Leben zu ermöglichen. Daran arbeitet auch Aleksej Jaresko.
Als Kriegsflüchtlinge in seine Stadt kamen, wollte der gelernte Psychologe sich engagieren. Jetzt arbeitet er in der Konfliktzone und hat sich zum Experten für Erkennung und Entschärfung von explosiven Objekten weitergebildet. Das größte Problem dabei: Die Gefahr ist zwar allgegenwärtig, aber unsichtbar. Tatjana Welschina arbeitet daher daran, die Menschen und vor allem Kinder auf diese unsichtbare Gefahr aufmerksam zu machen. Sie klärt schon Grundschüler darüber auf, wie Kampfmittelrückstände zu erkennen sind.
Autor: Juliane Tutein, Fabian Janssen
Kamera: Fabian Janssen, Juliane Tutein,
Mitja von Eisenhart-Rothe
Editor: Volker Gehrke
Produktion: Florianfilm
Redaktion: Susanne Mertens und Eva-Maria Felka ZDF/ARTE